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Glücksgefühle und mutige Worte

Tue, 16 Aug 2016 16:36:22 +0000 von Stephan Gensicke

Mehr als 200 Menschen heißen Stephan Gensicke als Lamspringer Pastor willkommen

Lamspringe. Der Lamspringer Posaunenchorleiter musste sich erst etwas von der Seele reden, bevor er die Stimmen für einen Kanon einteilte: „Ich weiß nicht, wann das letzte Mal war, dass ich meine Bläser kaum gehört habe“, staunte Hans-Werner Grobecker. Mehr als 200 Menschen in der restlos gefüllten Sophienkirche sangen die Lobeslieder mit so viel Lust, dass sie sogar Posaunen und Trompeten übertönten. Die evangelische Gemeinde in Lamspringe, Graste, Netze und Neuhof hatte aber auch allen Grund zum Feiern: Nach einjähriger Wartezeit wurde am Sonntagnachmittag Stephan Gensicke in sein Amt eingeführt und für die neue Aufgabe gesegnet.

Auch Superintendentin Katharina Henking war die Freude ins Gesicht geschrieben. In den Bewerbungsgesprächen habe sie Stephan Gensicke als „warmherzigen Menschen, überzeugten Lutheraner und reflektierten Theologen“ kennen gelernt. Diese Mischung habe auch die Kirchenvorstände in Lamspringe und auch der angeschlossenen Bördegemeinde überzeugt. Einhellig hätten sie sich für ihn entschieden, so dass das Landeskirchenamt gar nicht anders gekonnt habe, als seiner Verpflichtung zuzustimmen.

Katharina Henkings Dank galt allen, die geholfen haben, die lange Übergangszeit zu überbrücken – dem Kirchenvorstand, den Pastoren der umliegenden Gemeinden, Diakon Lothar Tietz und anderen helfende Händen. „Hier gibt es viele, viele gute Kräfte und gute Leute“, so die Alfelder Superintendentin. Das habe Stephan Gensicke, der mit seiner Familie aus Südafrika nach Lamspringe gezogen ist, die Ankunft in seinem neuen Zuhause sehr erleichtert. Der 41-Jährige, verriet Katharina Henking später, ist bereits der dritte Pastor im Alfelder Amtsbezirk des Kirchenkreises, der vorher in Südafrika gewirkt hat.

„Jetzt haben wir einen neuen Kapitän an Bord, das ist schön“, stellte Nicole Jahns, Vorsitzende des Vorstands im Kirchspiel Lamspringe, mit Erleichterung fest. Doch sei auch der beste Kapitän auf eine funktionierte Mannschaft angewiesen – ehrenamtliche Kräfte, die die Gemeindearbeit mit vorantreiben. „Und diese Mannschaft“, ergänzte Nicole Jahns, „kann noch weitere Mitglieder gebrauchen.“

Die Kirche voll, die Laune bestens: Der Nachmittag hätte ein Rundum-sorglos-Paket sein können. Auch der neue Pastor strahlte, als er sagte: „Ich freue mit so sehr, wirklich, von ganzem Herzen, auf die neuen Begegnungen in Lamspringe!“ Doch seine Einstiegspredigt über die Wandlung vom Saulus zum Paulus geriet kritisch und politisch. Gensicke wählte klare Worte für die gegenwärtige Lage des angeblich christlichen Abendlandes: „In letzter Zeit staune ich, was manche Christen unter Gottes Wort verstehen.“ Als Beispiel nannte er Menschen, die den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump unterstützen, weil er der bessere Christ sei als seine Konkurrentin Hillary Clinton. Angesichts Trumps zahlloser Hassbotschaften schüttelte Stephan Gensicke den Kopf: „Das hat so viel mit christlichen Eigenschaften zu tun wie eine Banane mit Senf.“ Er habe keine fertigen Antworten, meinte der Pastor zum Abschluss, sondern hoffe, in Lamspringe mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen.

„Wir haben eine mutige Predigt gehört“, befand Samtgemeinde-Bürgermeister Wolfgang Pletz beim anschließenden Empfang im Luthersaal und griff zur großen Geste: „Es ist ein denkwürdiger, ein historischer Tag für Lamspringe.“ In einem war sich Pletz mit den Pastoren der umliegenden Gemeinden, mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirchenvorstands sowie verschiedenste Gemeindegruppen, mit Carolin Reulecke von den Lammetal-Werkstätten und Dechant Stefan Lampe: Sie alle teilen die Hoffnung, dass Pastor Gensicke Lamspringe möglichst lange erhalten bleiben möge. Ralf Neite
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